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Stella und Nicolae Subtirel

Im Dorf Fofeldea gibt es noch immer mehrere Romafamilien, die das traditionelle Handwerk des Korbflechtens beherrschen. Fofeldea liegt zwischen Sibiu und Sighisoara, fünf Kilometer abseits der Hauptstraße. Früher wurden diese Körbe in der Landwirtschaft und im Hof benutzt. Die Korbflechterinnen und Korbflechter stellten in der kalten Jahreszeit diese Körbe her und verkauften sie dann in den unterschiedlichen Dörfern. Leider kaufen die Leute der Region heute lieber Behältnisse aus Plastik. Nicht zuletzt, weil diese billiger sind.

Die traditionellen Korbmodelle der Flechter aus Fofeldea sind die „corfa“ und der zylinderförmige „cos“. Die „corfa“ hat die Form einer Halbkugel und zwei Griffe. Das Gerüst wird aus Hasel gefertigt und dann mit gesplissener Hasel und Weide ausgeflochten. Dieser Korb ist extrem stabil und langlebig. Der Vorteil des „cos“ ist, dass er durch seine Zylinderform einen geraden Boden hat und daher wunderbar als Wäschekorb, Papierkorb etc. verwendet werden kann. Der „cos“ wird rein aus Weide geflochten.

Den Rohstoff fürs Flechten holen sich die Roma aus Fofeldea aus dem Wald und vom Flußufer des Olt. Sie wissen genau, wo die besten und schönsten Korbweiden wachsen. Bei der Hasel ist besonders auf den geraden Wuchs zu achten, sonst lassen sich die Stöcke nicht spleißen.

Stella beginnt zu flechten

Stella ist die Tochter von Elena. Ihr Mann Nicolae und sie haben als Kinder das Flechthandwerk von ihren Eltern erlernt. Als Jugendliche fanden sie während dem Kommunismus Arbeit in den Fabriken von Sibiu. Eine Wohnung wurde ihnen, wie damals üblich, von der staatlichen Fabrik zur Verfügung gestellt. Nach der Revolution 1989 wurden sie, wie die meisten Roma des Landes, als erste gekündigt. Innerhalb weniger Jahr konnten sie nicht mehr für ihre fünf Kinder sorgen und wie Stella meinte: „betteln kam nie in Frage“. So verkauften sie ihre kleine Wohnung in der Stadt und kauften ein kleines Haus mit Garten, 40km entfernt von Sibiu, in Fofeldea. In diesem Dorf war Stella aufgewachsen, hier hatte sie einige Verwandte und die Kombination aus Subsistenzlandwirtschaft und Korbflechten ermöglichte es ihnen, die Familie zu ernähren. Sie flechten fast ausschließlich „corfe“ und teilen sich dabei die Arbeit. Nicolaie holt die Weiden und Haselnussstöcke nach Hause und biegt den oberen Rahmen des Korbes. Außerdem spleißt er die Haselnussstöcke. Stella ist für das Flechten und die feineren Arbeiten zuständig. Nicolaie versucht nach wie vor, die Körbe von seinem Pferdewagen aus in den verschiedenen Dörfern zu verkaufen.

Die rumänische Ethnologin Oana Burcea hat in ihrem Buch „Rromii povestesc = Roma people are sharing their stories“ auf eindrückliche Weise die Bedeutung des Handwerks für Roma aufgezeigt (O. Brucea: Rromii povestesc = Roma people are sharing their stories, Sibiu: Astra Museum, 2015).

Gefilmt in Fofeldea. Produziert & editiert in Wien.
fgruber.com – digital media productions
2018